Wir – die Mikroben und ich?
Sulamtih Tamborriello

Mikroben sind eklig! Und schön?
Ganz verwirrt kommt mir an einem Mittwochmorgen eine Besucher:in in der Ausstellung entgegen und fragt: «Wenn so viele Mikroben in und auf uns leben – sind wir dann ein Organismus oder viele?»
Gute Frage, denke ich. Bis heute bin ich mir nicht sicher, wie diese eigentlich zu beantworten wäre. Sind 2 Kilogramm unseres eigenen Körpergewichtes gar nicht wir? Wo verläuft die Grenze zwischen mir und dem, was mich umgibt?
Das komische Gefühl, dass mein Körper nicht nur ich sein könnte, lässt mich nicht los. Was würde das denn bedeuten, nicht nur ich zu sein? Würde ich dann anders auf die Welt zugehen?
In meiner Nase leben Bakterien, deren Zusammensetzung genauso charakteristisch ist für meinen Körper wie mein Fingerabdruck, und die Mikroben in meinem Darm beeinflussen meine Psyche. Wie selbstbestimmt bin ich, wenn alles mit allem zusammenhängt? Die Vorstellung beruhigt auch, denn eigentlich bedeutet das, dass ich nicht allein für meine Stimmung verantwortlich bin. «Meinen Darmbakterien geht es nicht gut, deshalb bin ich heute verstimmt.» Wie schön, wenn wir so mal unseren Freund:innen unsere Stimmungen erklären könnten. Und doch: Ich fühle mich – oder uns? – fremdbestimmt.
Beim Verlassen der Ausstellung desinfiziere ich meine Füsse und gebe mich dem Gefühl hin, wenigstens ein bisschen Kontrolle über die Bakterien und Mikroben auf meinem Körper zu haben.

In meiner Nase leben Bakterien, deren Zusammensetzung genauso charakteristisch ist für meinen Körper wie mein Fingerabdruck, und die Mikroben in meinem Darm sind nicht nur für meine Verdauung zuständig, sie beeinflussen auch meine Psyche. Wie selbstbestimmt bin ich, wenn alles mit allem zusammenhängt? So beunruhigend die Vorstellung ist: Eigentlich bedeutet das, dass ich nicht allein für meine Stimmung verantwortlich bin. «Meinen Darmbakterien geht es nicht gut, deshalb bin ich heute nicht gut drauf.» Wie schön, wenn wir so mal unseren Freund:innen unsere Stimmungen erklären könnten. Und doch: Ich fühle mich – oder uns? – fremdbestimmt.
Beim Verlassen der Ausstellung desinfiziere ich meine Füsse und gebe mich dem Gefühl hin, wenigstens ein bisschen Kontrolle über die Bakterien und Mikroben auf meinem Körper zu haben.